„Der Bass ist essenzieller Bestandteil der Rhythmusgruppe und Bassisten werden immer gesucht.“ – Benedict Schönenberger (Basslehrer und Profi-Bassist)
Benedict ist schon seit 2013 bei School78. In einem Interview gibt er uns spannende Einblicke in sein Leben als Profi-Musiker und verrät uns, warum man als Bassist ganz gut leben kann.
School78: Hallo Benedict. Klasse, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Erzähl doch mal, wie bist du zum Bassspielen gekommen und was hat dich daran begeistert?
Benedict: Das ist lustig. Ich habe mich nämlich nicht aktiv entschieden. Meine Eltern sind klassische Musiker und haben mich als kleinen Jungen zum Klavierspiel erzogen. Darauf hatte ich irgendwann aber keine Lust mehr und habe es aufgegeben. Eine ganze Zeit lang habe ich dann gar keine Musik mehr gemacht. Irgendwann hat mir das Musikmachen dann aber doch gefehlt, wusste aber nicht so recht, was ich genau machen sollte. Mein Vater hat damals einen Kirchenchor geleitet und brauchte für seine Chorband einen Bassisten. Er hat mir vorgeschlagen, das Bassspielen zu lernen. Als 12-jähriger Junge war es für mich einfach das Größte, den Verstärker voll aufzudrehen und coole Riffs zu spielen. Das Rhythmische und der Groove haben wir sofort gefallen. So bin ich zum Bass gekommen und seitdem dabeigeblieben.
School78: Gab es beim Erlernen des Bassspielens Hürden, die dich herausgefordert haben?
Benedict: Ich musste erst lernen, an etwas dran zu bleiben. Das liegt nicht unbedingt in meiner Natur. Am Anfang war ich begeistert und konnte mich gut zum Lernen motivieren. Später, als die Lernkurve abflachte, hatte ich etwas Mühe, am Ball zu bleiben. In meiner Jugend habe ich zeitweise nicht so viel geübt. Erst später, durch die Erfahrung, habe ich gelernt, dass mich konkrete Ziele, wie das Vorspielen für eine Band, pushen und mir die Willenskraft verleihen, die ich brauche, um vorwärts zu kommen. Jeder Mensch tickt anders und es ist wichtig, zu wissen, was man braucht, um motiviert zu bleiben und seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.
School78: Du hast an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK studiert. Wie bist du dazu gekommen?
Benedict: Es war ziemlich klar, dass ich Musik studieren möchte. Ich habe während der Maturität bereits das musikalische Profil belegt und war Teil der Bigband am Gymnasium. Wir gewannen sogar zwei Mal die Schweizer Meisterschaft. In der Zeit wurde meine Liebe zum Jazz entfacht. Ich wollte dann einfach tiefer einsteigen und bewarb mich daraufhin an der Hochschule. Trotz der hohen Anforderungen und der starken Zulassungsbeschränkungen hat es gleich beim ersten Mal geklappt.
School78: Kann man vom Bassspielen alleine denn überhaupt leben?
Benedict: Es kommt ganz drauf an, ob man einen Geschäftssinn hat. Ich habe das zu einem gewissen Grad und deshalb gelingt es mir, davon gut zu leben. 90% meiner Einnahmen generiere ich durch Auftritte. Das ist als Bassist gut möglich, da wir sehr gefragt sind. Jede Band braucht einen Bassisten und die Zahl der gut ausgebildeten Bassisten ist nicht sehr hoch. Ich habe mehrere Standbeine und bin musikalisch sehr vielseitig aufgestellt, spiele Kontrabass, E-Bass und mittlerweile auch Gitarre – das hilft ungemein und macht mich flexibel. Ich denke aber, dass ich da die Ausnahme bin und auch etwas Glück hatte.
School78: Der Bass ist kein typisches Soloinstrument. Wie schnell kommt das gemeinsame Musikmachen und das Spielen mit anderen in den Unterricht?
Ja, der Bass ist hauptsächlich ein Begleitinstrument. Auch wenn es schon viele Solostücke gibt, ist der Bass in erster Linie ein essenziell wichtiger Bestandteil der Rhythmusgruppe einer Band. Im Unterricht kann ich natürlich das Spielen in der Band nicht anbieten, aber Musikmachen steht an erster Stelle. Ich setze mich oft an ein Instrument und spiele gemeinsam mit meinen Schüler*innen oder wir spielen zu einer Aufnahme. Diese Erfahrung ist sehr wichtig und alltäglicher Teil des Unterrichts.
School78: Lernen deine Schüler*innen das Improvisieren mit dem Bass im Unterricht?
Ja, das habe ich auch schon gemacht. Das ist sehr situativ und kommt ganz auf die Wünsche und Ziele des Schülers oder der Schülerin an. Manchmal, wenn es etwas frischen Wind im Unterricht braucht, dann mache ich das gerne. Hier muss den Schüler*innen vor allem die Hemmung genommen werden. Sie müssen sich trauen, Fehler zu machen und lernen, sich sicher zu fühlen. Ab und an baue ich das Improvisieren deshalb gezielt ein. Das geht sogar ziemlich schnell auch mit Lernbeginner*innen und hilft ihnen dabei, ein Gefühl für das Instrument zu entwickeln.
School78: Wenn du zurückblickst, wie hat sich dein Unterricht im Laufe der Zeit entwickelt?
Benedict: Als ich mit dem Unterricht anfing, war ich noch im Bachelor Studium und hatte noch keinen Pädagogikunterricht. Damals war ich noch sehr suchend ohne Plan. Mein Unterricht war eher lehrerzentriert und ich habe meine Interessen und Neigungen vermittelt, anstatt die Schüler*innen und ihre Bedürfnisse in den Fokus zu stellen. Heute habe ich viele Kilometer im Zwischenmenschlichen gemacht und habe gelernt, wie wichtig es ist, zu spüren, wie meine Schüler*innen drauf sind, worauf sie Lust haben. Mein Unterricht ist viel situativer geworden und auch ich bin versierter und routinierter als Lehrperson. Das meiste hat mich dabei die Erfahrung gelehrt und der Austausch mit Kollegen.
School78: Was ist dir wichtig in deinem Unterricht?
Benedict: Mir ist wichtig, dass die Schüler*innen am Schluss mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Außerdem möchte ich, dass der Unterricht mit einer gewissen Ernsthaftigkeit angegangen wird. Das hat nichts mit Leistung zu tun, sondern viel mehr mit der Begeisterung und dem Interesse am Instrument und an der Musik.
School78: Wie lange dauert es durchschnittlich, bis man als kompletter Anfänger auftrittsbereit ist?
Benedict: Das kann man nicht so einfach sagen. Ich habe Schüler*innen erlebt, bei denen alles sehr lange dauert und dann wieder welche, die eine hohe Auffassungsgabe und Musikalität mitbringen und damit ein Leben am Bass auf der Überholspur führen können. Diese Schüler*innen kann man schon nach einem halben Jahr in eine Band setzen.
School78: Was braucht es, um ein guter Bassist oder eine gute Bassistin zu werden?
Talent ist gut, wenn man es hat. Eine gewisse Grundvoraussetzung sollte aber auf alle Fälle da sein: Musik- und ein zugrundeliegendes Rhythmusgefühl – ansonsten ist es viel schwieriger. Aber letztlich ist es die Begeisterung und die Motivationsfähigkeit, die den Ausschlag geben. Die Disziplin kommt dann automatisch.
School78: Wie lange sollte man täglich üben? Und muss man überhaupt jeden Tag üben?
Benedict: Das Gehirn lernt durch Wiederholung. Man kann nicht erwarten, dass man mit einer Probe pro Woche die gleichen Ergebnisse erzielt, wie beim täglichen Wiederholen, auch wenn man insgesamt auf dieselbe Zeit kommt. Das ist ein Fakt! Idealerweise übt man jeden Tag 15-20 Minuten. Wenn man nicht die Zeit hat, dann empfehle ich meinen Schüler*innen zumindest am selben Tag nach der Lektion, einmal in der Woche zwischendurch und dann wieder einmal kurz vor der nächsten Lektion alles zu wiederholen. Dann bleibt schon viel mehr hängen, als wenn man sich von Lektion zu Lektion hangelt.
School78: Wie gut kann man ohne Talent werden?
Benedict: Wenn die Motivation da ist, kann es auch jemand ohne viel Talent weit bringen. Alles was dann noch fehlt, kann man üben oder kommt einfach mit der Zeit. Begeisterung ist wichtiger als Talent.
School78: 7 Jahre bist du nun schon dabei – wie gefällt es dir bei der School78 und was zeichnet die Plattform deiner Meinung nach aus?
Benedict: Ich schätze die Unkompliziertheit, mit der es Schüler*innen und Lehrer*innen ermöglicht, sich zu finden. Als geschäftiger Vollzeitmusiker passt das gut für mich und klappt einwandfrei. Ich muss mich um nichts kümmern.
School78: Vielen Dank für das Interview!