„Heutzutage hören viele keine Gitarrenmusik mehr. Ich sehe es als meine Verantwortung, diese Musik zu teilen. Sie ist cool und vor allem nicht mehr selbstverständlich.“ – Emanuel Schmidt (Gitarrist, Komponist und Gitarrenlehrer)
Emanuel Schmidt ist schon seit 2016 bei der School78. In einem Interview gibt er uns Einblicke in seinem Unterricht und teilt seine Erfahrungen im Leben als Gitarrist und Komponist.
School 78: Warum die Gitarre, wie bist du auf dieses Instrument gekommen und was ist daran das Besondere?
Emanuel: Ich habe angefangen die Gitarre als Ausgleich zu spielen im Alter von 22 Jahren. Ich hatte so Spass daran, dass ich nach meinem Studium angefangen habe, Musik zu studieren. Damals hatte ich noch Schlagzeug, E-Bass und Keyboard gespielt. Mir wurde gesagt, wenn ich meine ganze Energie auf ein Instrument fokussieren könnte, würde ich sicher gut darin werden. Ich wollte Melodien und Akkorde spielen, also habe ich mich für die Gitarre entschieden und habe mich in dieses Instrument verliebt. Mit einer Gitarre hat man mehr Möglichkeiten als z.B. mit dem Klavier und kann im Jazz richtig erfinderisch werden. Das macht Spass!
School 78: Die Theorie gehört natürlich dazu, aber wie bringst du sie deinen Schüler*innen bei und schaffst es, den Unterricht nicht zu theoretisch zu halten?
Emanuel: Ich komme aus einer Perspektive, die sehr ganzheitlich und auf meiner eigenen professionellen Erfahrung basiert. Dazu gehört z.B. das vom Blatt spielen, welches früher oder später ein Teil des Unterrichts wird. Sogar die Kleinen lernen durch das Kinderbuch Fridolin vom Blatt zu spielen und für Erwachsene verwende ich gerne das Buch Berklee College of Music – A Modern Method for Guitar.
Tatsächlich ist es so, dass man ein Lied entweder vom Gehör oder von den Noten her lernt. Nach einer gewissen Zeit sollte man als Musiker seinen eigenen Stil entwickeln und seine eigenen Ideen zum Ausdruck bringen. Um das zu können, muss man wissen, wie die Gitarre genau funktioniert. So reicht das Nachahmen z.B. von Videos im Internet nicht mehr aus.
Es gibt folgende drei Schritte: Imitation, Integration und Innovation. Jeder grosse Musiker hat angefangen zu imitieren. Beim zweiten Schritt klingt man wie jeder andere, dies ist aber ein wichtiger Schritt. Beim dritten Schritt geht es darum, später einmal die Lieder auf eine andere Art und Weise anzuwenden. Hierbei ist es wichtig, zu wissen, wie ein Akkord aufgebaut ist und was bei einer Durtonleiter passiert. Mir ist es wichtig, dass meine Schüler*innen dies verstehen und an ihrer Motorik arbeiten.
School 78: Gab es für dich Hürden zu überwinden als du die Gitarre spielen gelernt hast?
Emanuel: Ich hatte das Glück, dass ich von Anfang an sehr gute Lehrer hatte. Als ich versuchte, Stevie Ray Vaughan zu spielen, war es anfangs frustrierend. Auch wenn ich alle Noten richtig lernte, klang ich einfach nicht nach ihm! So musste ich das grosse Prinzip lernen, dass der Ausdruck wichtig ist und nicht nur die Noten allein.
School 78: Was ist als Anfänger*in das Wichtigste, um Gitarre spielen zu lernen und was für eine Rolle spielt die Ausdauer?
Emanuel: Ich bespreche mit den Schüler*innen, in wie fern sie ihre Zeit einteilen können, um täglich genug zu üben. Es muss in der Motorik eine Routine entwickelt werden, welche ich den Schüler*innen beibringe und es muss auch das Gedächtnis trainiert werden. Dies braucht Zeit. Deswegen ist die Ausdauer ein wichtiger Punkt.
School 78: Wie lange braucht man, deiner Erfahrung nach, einen Song zu spielen?
Emanuel: Um einen Song nach Akkordfolgen oder eine Melodie im Kontext von einer Tonleiter zu spielen, braucht man bei mir ungefähr 3 bis 4 Wochen.
School 78: Du bist auch Komponist. Komponierst du nur für dich selbst und bist du in einer Band?
Emanuel: Ich komponiere für mich selbst bzw. für meine Band, welche ein Projekt von mir ist. Ich hatte so ein Projekt schon in Australien und möchte es hier auch zu Stande bringen.
Unter anderem komponiere ich Jazzstücke für die Posaune, Flügelhorn und die Bassklarinette (für ein Septett). Ich spiele auch in der Trigger Concert Big Band in Rapperswil. Ich gebe auch manchmal Solo Konzerte.
School 78: Was würdest Du bis jetzt als grössten Erfolg verzeichnen?
Emanuel: Ich hatte Schüler*innen, die von Null anfingen und jetzt professionelle Gitarristen sind. Darauf bin ich natürlich stolz. In Las Vegas habe ich für Lion King gespielt. Speziell empfand ich aber die Aussagen meiner Zuschauer*innen nach kleinen Konzerten wie «Mir sind die Tränen gekommen.» oder «Ich habe so eine Gänsehaut bekommen!». Dies sind Dinge, die mir karriereweise sehr viel bedeuten.
School 78: Wie gut kann man ohne Talent werden?
Emanuel: Mit Durchhaltevermögen kann man sicher im Amateurfeld viel Spass finden und mithalten. Was aber dazu gehört, auch ohne Talent, ist dass man grooven kann. Wenn man kein Gefühl für Rhythmus hat, muss man es den Schüler*innen mit einer anderen Methode beibringen.
Es gibt aber auch Kinder, die z.B. Legastheniker sind, die keine Noten lesen, aber dafür gut grooven können. Da muss man überlegen in welchen Bereichen es gut funktioniert. Man kann prinzipiell nicht sagen, dass kein Talent vorhanden ist.
School 78: Was ist dir wichtig im Unterricht?
Emanuel: Am wichtigsten ist mir, die Schüler*innen kennenzulernen und sie als Person zu ’sehen›, damit ich dann das Beste aus ihnen herausholen kann. Weiterhin ist wichtig für mich, dass man früher oder später weiss, was man schöpferisch anwenden kann und dass viel von einem selbst kommt, ohne andere zu imitieren. Ich unterrichte gerne aus professioneller Sicht. Es gibt Musiklehrer*innen, die noch nie eine Performance hatten, was schade ist. Es gehört dazu, das Gefühl und die Erfahrung von einem Auftritt weiterzugeben. Fehler zu machen ist voll okay, daraus lernt man!
Heutzutage hören viele junge Schüler*innen keine Musik mehr, die Gitarre enthält. Ich probiere, die Schüler*innen für coole Musik mit Gitarre zu inspirieren.
School 78: Vielen Dank für das Interview!
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